Beerdigung
Wenn ein Mensch verstorben ist, müssen wir Abschied nehmen. Dass dies gelingt, ist wichtig. Denn davon hängt ab, ob ich in Zukunft meinen Alltag wieder unbeschwert leben kann oder ob ich irgendwo im Trauerprozess stecken bleibe. Meine Aufgabe als Pastor ist es, Sie im Trauerprozess zu begleiten und zu unterstützen.
Das Angebot der Begleitung besteht insbesondere aus drei gemeinsamen Schritten:
Der erste Schritt ist eine Aussegnung. Noch am selben Tag oder einen Tag später, wenn ein Mensch gestorben ist, biete ich eine Aussegnung an. Die kann zuhause bei dem Verstorbenen stattfinden oder beim Bestatter. Wenn man hört, dass jemand verstorben ist, ist das erst einmal unglaublich. Man kann es kaum fassen. In der Aussegnung am offenen Sarg sieht man, dass derjenige tatsächlich verstorben ist.
Eine Aussegnung ist von Ruhe geprägt. Wenn ein Mensch gestorben ist, tickt die Uhr anders; man erlebt einen Hauch von Ewigkeit. In den Gebeten und Texten der Aussegnung geht es um diese Ewigkeit. Der Tod ist der Übergang in die Wirklichkeit Gottes. Das Schmerzhafte am Tod ist unser Verlust. Der Verstorbene ist jetzt in Gottes Hand.
Der zweite Schritt ist das gemeinsame Gespräch vor der Trauerfeier. In ihm geht es darum, sich gemeinsam zu erinnern. Wir nehmen Abschied, indem wir uns erinnern. Bei diesem Gespräch können alle dabei sein, die betroffen sind. Das gilt insbesondere für Ehepartner, Eltern, Kinder, Schwiegerkinder oder auch Enkel.
Es geht mir beim Beerdigungsgespräch nicht darum, Daten für die Beerdigungsansprache zu sammeln. Das passiert nebenbei. Sondern es geht mir darum, einen Raum und ein Gespräch zu eröffnen, indem man sich gemeinsam erinnern kann. Durch den gemeinsamen Austausch kommt man dem Verstorbenen oft näher. In den Erinnerungen wird vieles der gemeinsamen Zeit wieder lebendig, und Trauer, Dankbarkeit und fröhliche Erinnerung mischen sich. So wird in Beerdigungsgesprächen geweint und gelacht. In den Gesprächen spiegelt sich fast ein ganzes Leben. Manchmal hilft das auch, jemanden im Rückblick besser zu verstehen.
Der dritte Schritt ist die Trauerfeier. In der Trauerfeier geht es darum, sich zu erinnern und jemanden in Gottes Hände zu legen. Es ist nicht nur die Familie von dem Tod eines Menschen betroffen, sondern die Freunde und Nachbarn ebenso. Deshalb ist es gut, wenn alle Menschen, die möchten, zu einer Trauerfeier kommen können.
Mir geht es darum, den Menschen am Ende seines Lebens öffentlich zu würdigen. In der Ansprache versuche ich, ein Bild von dem Menschen zu zeichnen, wie er war. Kein Mensch war ein Engel hier auf Erden; doch das wissen die Nachbarn auch. Manchmal ist es wichtig, das an der einen oder anderen Stelle durchschimmern zu lassen. Wer den Verstorben kennt, weiß dann, was gemeint ist.
Während der Trauerfeier und in diesem ganzen Prozess soll der Verstorbene in Gottes Hände gelegt werden. Deshalb geht es in den Texten und Gebeten um die Herrlichkeit Gottes. Der Verstorbene ist von all dem befreit, was ihm schwerfiel. Er ist jetzt ganz in Gottes barmherzigen Händen und von dessen Liebe umgeben.
Im Anschluss an die Trauerfeier gibt es meistens Beerdigungskaffee. Beerdigungskaffee ist wichtig. Denn nach dem gemeinsamen Trauern brauchen wir es, in dieser Gemeinschaft wieder zurück in den Alltag zu finden. Dort wird etwas gegessen und getrunken. Man beginnt wieder zu reden, und die Stimmung löst sich. Beerdigungskaffee ist eine Schleuse in den Alltag. Außerdem ist dies die Möglichkeit, noch ein paar persönliche Worte mit den Angehörigen des Verstorbenen zu wechseln.
Wenn Menschen über diese Schritte hinaus Begleitung im Trauerprozess wünschen, stehe ich für weitere Gespräche gerne zur Verfügung.
In der Joldelunder Kirchengemeinde werden nur Kirchenmitglieder kirchlich beerdigt. Wenn jemand nicht in der Kirche sein wollte, gilt es, das zu respektieren. Es wäre meines Erachtens falsch, nach seinem Tod ihn gegen seinen Willen noch in die Kirche zu holen. Wenn kirchliche Angehörige dennoch eine Trauerfeier wünschen, gibt es die Möglichkeit, im Anschluss an die Beisetzung durch den Bestatter einen Trauergottesdienst in der Kirche zu feiern.
Jan Petersen, Pastor